In Waben gelagert – bienenflink kommissioniert

Bei der Entwicklung neuer Lösungen geht es nicht immer um das große Ganze. Im Gegenteil: Hochtechnologische Innovationen sind eher die Ausnahme. Viele wegweisende Produktentwicklungen bestechen eher durch Vereinfachung statt komplexe Relationen. Oft ist es die intelligente, neue Lösung einiger Details, die den Kundennutzen erhöht und Ergebnisse verbessert. Mit ebendieser Überzeugung entwickelte der ostwestfälische Lager- und Automationsexperte Remmert ein neues Wabenlager zur automatischen Bevorratung und schnellen Kommissionierung von Stabmaterialien und Blechen.

Das System behauptet sich seit mittlerweile fünf Jahren am Markt und überzeugt durch zeitgemäße technische Standards.
Viele Unternehmen, die Profile, Stangen, Rohre oder Bleche verarbeiten, setzen ein automatisches Wabenlager als schnelles Kommissionierlager ein. Schließlich stehen diese Systeme für eine sehr hohe Ein- und Auslagerleistung und eine besonders hohe Lagerdichte durch die wabenartig angeordneten Ladeträger im Regalblock. Das Wabenlager der Friedrich Remmert GmbH realisiert beispielsweise nach FEM (Finite-Elemente-Methode) eine Umschlagleistung von bis zu 60 Doppelspielen in einer Stunde pro integriertem Regalbediengerät. „Damit liegen wir an der Grenze des physikalisch Möglichen“, erläutert Geschäftsführer Matthias Remmert. „Eine spürbar höhere Umschlagleistung ist faktisch nicht umsetzbar.“ Um sich von marktüblichen Wabenlagern deutlich zu unterscheiden und einen erhöhten Kundennutzen zu bieten, entwickelte Remmert für sein Wabenlager neue technologische Highlights, die insbesondere die Verfügbarkeit, Wartungsfreundlichkeit und Zukunftssicherheit der Anlage maximieren. Dies gewährleistet unter anderem das Herzstück des Systems: die Ziehtechnik.

Elektromechanische Zieheinrichtung

Das Wabenlager besteht in der Regel aus zwei Regalblöcken mit wabenartig angeordneten Ladeträgern sowie einem Regalbediengerät, das das Material vollautomatisch ein- und auslagert. Dabei entnimmt eine elektromechanische Zieheinrichtung – das sogenannte Shuttle – die Ladungsträger aus den Regalfächern und schiebt sie nach der Kommissionierung wieder in die Wabe zurück. Die hohe Positioniergenauigkeit der mittlerweile patentierten Ziehtechnik ermöglicht einen extrem präzisen und somit schnellen Prozessablauf. „Bei jedem marktüblichen Wabenlager kommt es hin und wieder zu einer Positionsungenauigkeit der Ladeträger. Das führt dann normalerweise zu einer Störung“, erklärt Stephan Remmert, ebenfalls Geschäftsführer der Friedrich Remmert GmbH. „Nicht so bei unserem System. Hier greift die Ziehtechnik in leicht veränderter Position einfach erneut nach dem verschobenen Ladeträger.“ Im Gegensatz zu gängigen hydraulischen Zieheinrichtungen ist beim Remmert-Shuttle außerdem die Gefahr einer Leckage ausgeschlossen. „Das ist insbesondere bei der Lagerung von wertvollen und zugleich empfindlichen Werkstoffen wie Edelstahl- und Aluminiumartikeln von entscheidender Relevanz“, betont Matthias Remmert. „Uns war es sehr wichtig, von vornherein eine mögliche Verschmutzung durch Öl zu verhindern.“

Ein System für alle Anforderungen

Als modular konzipiertes Standardsystem gestattet die Remmert-Wabe eine sehr individuelle Lagerauslegung, die im Laufe der Jahre jederzeit problemlos an neue Unternehmensanforderungen angepasst werden kann. Layouts mit einem, zwei oder auch drei Regalblöcken sind möglich, ebenso die gemeinsame Bevorratung von Langgütern und Blechen in einem System mit nur einem einzigen Regalbediengerät. Je nach Bedarf wird die Anlage mit einer oder mehreren Ein- und Auslagerstationen versehen. Darüber hinaus besteht die Möglichkeit, die Wabe mechanisch und datentechnisch an alle marktüblichen Bearbeitungsmaschinen anzuschließen. Auch die vollautomatische Auslagerung des Materials an eine integrierte Kommissionierzone oder Stapel- und Verpackungsanlage ist möglich. „Das Remmert-Wabenlager ist ein hochflexibles System“, berichtet Harald Astrup, CEO von Astrup AS. Er leitet Norwegens führenden Händler und Systemdienstleister für Metall- und Kunststoff-Halbzeuge und entschied sich kürzlich für die Integration zweier Remmert-Waben mit vollautomatischer Blechkommissionierung an seinem Stammsitz in Oslo. „Während uns andere Anbieter auf unsere Anfrage hin ihre Standardfunktionen erklärten, erarbeitete Remmert eine ausgeklügelte Individuallösung, die genau auf unsere Anforderungen zugeschnitten ist. Das ist nur mit einem modular konfigurierbaren Lagersystem möglich, das sich an die spezifischen Anwenderbedürfnisse anpasst – nicht umgekehrt.“

Wartungsfreundlich und praxisbewährt

Neben der passgenauen Lagerauslegung spielt im alltäglichen Lagergeschäft auch die Anlagenausführung eine gewichtige Rolle. Schließlich sind Automatiklager auf jahrelangen Dauerbetrieb ausgelegt. Weit über 20 Jahre arbeitet die Remmert-Wabe laut Hersteller im Dreischichtbetrieb und ist nach einer anschließenden Modernisierung für weitere zwei Dekaden einsatzbereit. „Grundvoraussetzung für diese Leistungsfähigkeit ist unsere solide, verschleißarme und wartungsfreundliche Anlagenausführung ohne unnötig komplexe Technologien“, erläutert Stephan Remmert. Genau aus diesem Grund tüftelten die Remmert-Entwickler zum Beispiel so lange an der elektromechanischen Zieheinrichtung. Schließlich sollte ein einziges System alle erdenklichen Arten und Größen von Lagerträgern zur Langgut- und Blechbevorratung bewegen können. „Im Wartungs- oder Servicefall ist das Shuttle übrigens innerhalb von nur 30 Minuten komplett ausgetauscht“, ergänzt Matthias Remmert. „Im Übrigen haben wir das gesamte Lagerkonzept auf absolute Wartungsfreundlichkeit ausgelegt. So integrieren wir beispielsweise standardmäßig Bühnen in unsere Anlagen und schaffen dadurch komfortable Zugänge.“ Auch im täglichen Lagergeschäft erweist sich die Wabe als besonders anwenderfreundlich: Da jedes Wabenlager über ein integriertes Kamerasystem verfügt, kann der Anlagenbediener bei einem Zwischenfall per Ferndiagnose entscheiden, ob es sich tatsächlich um einen ernst zu nehmenden Fehler handelt, der einen kurzfristigen Anlagenstillstand erfordert, oder ob er den Prozess problemlos beenden kann. Bei Lagersystemen ohne Kamerasystem führen solche Zwischenfälle – wie beispielsweise das Verhaken von Folie bei der Profillagerung – zwangsläufig zu kurzen Anlagenstillständen, da vor Ort im System geprüft werden muss, wo der Fehler liegt. „Unsere Lösung sorgt nicht nur für mehr Komfort und Sicherheit, sondern erhöht auch die Anlagenverfügbarkeit“, betont Matthias Remmert.

Überzeugende Ergebnisse

Die hohen technischen Standards des Remmert-Wabenlagers haben in den letzten fünf Jahren viele Unternehmen aus der Profilbearbeitung überzeugt – u. a. die Fenster- und Türenhersteller FeBa Fensterbau und Hupfeld & Schlöffel Metallbau sowie den Kühlkörper- und Gehäusebau-Experten Fischer Elektronik. Bei Fischer Elektronik lassen LED-Leuchten das Lagersystem wahlweise in den eigenen Firmenfarben oder den Markenfarben von Geschäftspartnern erstrahlen. „Natürlich nutzen wir unsere moderne Lagertechnik auch als Verkaufsargument gegenüber unseren Kunden“, erläutert Patrick Fischer, Geschäftsleiter bei Fischer Elektronik. „Schließlich verfügen wir seit der Integration über beispiellos schnelle und perfekt verzahnte Lager- und Sägeprozesse – eine absolute Grundvoraussetzung für die termingerechte Herstellung unserer Kühlkörper und Gehäuse.“ Die Ergebnisse, die das Unternehmen durch die Integration des Wabenlagers realisiert, sprechen für sich: Fischer Elektronik reduzierte die früher benötigte Lagergrundfläche auf 40 Prozent. Durch die Anbindung der zwölf bestehenden Sägemaschinen an die Wabe reduzierte das Unternehmen seine Materialhandlingzeiten außerdem um mehr als 75 Prozent. Weiterhin sorgen luftdichte Tore an den Ein- und Auslagerstationen des Lagers für konstante Luftfeuchtigkeit, die insbesondere im Frühjahr und im Herbst verhindert, dass bei der Einlagerung der Profile Kondenswasser entsteht.